Sehr geehrter Herr Soehlke,
am Mo 27. Februar hat die Vollversammlung unserer „Bürgerinitiative für WHO“ erneut getagt. Im Laufe einer sehr intensiven und konstruktiven Debatte ergaben sich verschiedene Fragen an die Stadtverwaltung, um deren Beantwortung wir Sie bitten. Zudem gibt es eine Idee, die aus unserer Sicht ganz wesentlich zur Befriedung in unserem Stadtteil beitragen könnte.
Wir erlauben uns, diese Fragen und Überlegungen aus Gründen der Transparenz auch den Fraktionen des Gemeinderats sowie der Presse zukommen zu lassen. Es wäre schön, wenn Sie uns zeitnah antworteten:
Worin genau bestehen die Unterschiede in Sachen Nachverdichtung insbesondere im westlichen Teil von WHO zwischen dem Machleidt-Plan einerseits und der jetzt vorgelegten Planung andererseits? Wünschenswert wäre eine synoptische Darstellung der von Ihnen vorgenommenen Veränderungen.
a. Wie viele zusätzliche Bewohner waren bzw. sind in diesem Bereich vorgesehen?
b. Wie viele zusätzliche Baukörper waren bzw. sind geplant?
c. Hat sich in Bezug auf Höhenentwicklungen und Vollgeschosse etwas verändert?
d. Wie viele Bäume müssen bei der Umsetzung der jetzt vorgelegten Planung gefällt werden?
Ergo: Worin besteht – für die Bewohner von WHO – der Fortschritt Ihrer neuesten Planungen gegenüber dem Machleidt-Plan?
Bitte nummerieren Sie im Plan die von Ihnen – letzthin – zusätzlich zur bestehenden Bebauung vorgesehenen 42 (!) Gebäude, damit wir bei unseren Antworten und Fragen exakt auf bestimmte Gebäude und Standorte Bezug nehmen können.
Bitte erläutern Sie, wieso Ihre Planungen WHO nicht mehr als „reines Wohngebiet“ ausweisen und welche Vorteile das für die Bewohner haben soll.
Bitte erläutern Sie, welche Vorteile den jetzt auf WHO Wohnenden aus der von Ihnen projektierten Nachverdichtung erwachsen.
Bitte erläutern Sie, welche Vorteile den auf WHO auf das Auto angewiesenen Bürgern aus der von Ihnen projektierten neuen Verkehrsplanung für unseren Stadtteil erwachsen.
Auf welche Vorschläge, Bedenken und Ideen der BI wurde in den neuesten Entwürfen des Stadtplanungsamts eingegangen?
Was heißt – nach Ansicht der Stadt – „bezahlbarer Wohnraum“? Welche Quadratmeter-Mietpreise hält die Stadt für „bezahlbar“?
Und nicht zuletzt:
Welche relevanten Ausgaben sind aus dem Fördertopf „Soziale Stadt/Sozialer Zusammenhalt“ bisher getätigt worden? Ist die Verwaltung bereit, den Förderbescheid öffentlich zu machen?
Auf der BI-Vollversammlung am Mo 27.Februar wurde folgende Entschließung einstimmig angenommen, die wir Ihnen zugänglich machen:
„Die „Bürgerinitiative für Waldhäuser-Ost“ schlägt vor, den nach dem Rückzug der Firma Bosch freiwerdenden Platz beim Horemer mit Wohngebäuden zu bebauen, wobei mindestens die Hälfte davon sozialer Wohnungsbau sein sollte. Im Gegenzug sollte die Nachverdichtung auf WHO innerhalb des Berliner Rings geringer ausfallen. Unser Vorschlag, zur Behebung der Wohnungsnot auf dem jetzigen Parkplatz der Geschwister-Scholl-Schule ein höheres oder sehr hohes Wohngebäude zu errichten, bleibt bestehen.“
Zur Begründung möchten wir auf folgendes hinweisen:
Die BI hat die Notwendigkeit, in Tübingen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, nie bestritten. Im Gegenteil: wir haben immer darauf hingewiesen, dass durch die Schaffung von Hunderten von Arbeitsplätzen auf der Oberen Viehweide bzw. im Technologiepark die Wohnungs- und Verkehrsprobleme der Stadt dramatisch verschärft werden. Der Wohnungsbau und die erforderlich soziale Infrastruktur haben mit der Schaffung von Arbeitsplätzen bei weitem nicht Schritt gehalten. Die Frage nach den Grenzen des Wachstums der Stadt Tübingen wird bis heute nicht ernsthaft erörtert.
Jetzt ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Wir akzeptieren, dass auch WHO einen Teil zur Lösung dieses (selbstverschuldeten) gesamtstädtischen Problems beisteuern muss. Dazu gehört die Wohnbebauung außerhalb des Berliner Rings und wahrscheinlich auch der Neubau eines Einkaufszentrums.
Als konstruktiv agierende BI schlagen wir deshalb vor, den nach dem Bosch-Rückzug freien Horemer mit Wohnungen zu bebauen. Denkbar ist für uns auch eine gewerbliche Teilnutzung (im Erdgeschoß) der Wohngebäude. In entsprechendem Umfang sind wir dann bereit, eine moderate Nachverdichtung im westlichen Teil von WHO zu akzeptieren. Sollte die Stadt allerdings – wie bereits angekündigt – bei der rein gewerblichen Verwertung des Horemer bleiben, würde dadurch erst recht Öl ins Feuer gegossen. Wohnbebauung auf dem Horemer sowie im Saiben würden nicht nur WHO bei einem Kompromiss zur Nachverdichtung helfen, sondern auch den Wohnungsmarkt in Tübingen nachhaltig entlasten.
Wir sind an einem weiteren Meinungsaustausch interessiert und gespannt auf Ihre Antworten.
Mit freundlichen Grüßen, für den Sprecherrat
Christian Gampert